Johannes Brahms „Ein deutsches Requiem“
Berührende Aufführung im Mariendom
Es waren rund 800 Besucherinnen und Besucher, die Bischof Manfred Scheuer und Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer als Vorsitzender der Initiative Pro Mariendom zum Konzert des deutschen Requiems von Johannes Brahms am vergangenen Sonntag begrüßen durften.
Bischof Manfred Scheuer erläuterte in seiner Einführung zur Musik von Brahms die Sonderstellung des Deutschen Requiems im Kanon der Requiem-Vertonungen, weil Brahms nicht auf die traditionellen Texte des liturgischen Begräbnisgottesdienstes zurückgreift, sondern Zitate in deutscher Sprache aus der Hl. Schrift verwendet, die sich an die hinterbliebenen Trauernden richten: Worte des Trostes, der Hoffnung und der Zuversicht. „Trost hat oft den Beigeschmack von Vertröstung. Einen Menschen lieben, das heißt, zu ihm sagen: Du wirst nicht sterben (Gabriel Marcel) Was dürfen wir hoffen? Welche Hoffnung hat Bestand? Was bringt wirklich Leben und nachhaltiges Glück? Grund der christlichen Hoffnung ist Gott selbst als Herr und Freund des Lebens. Leben im Sinne Jesu meint nicht das bloße Dasein oder die nackte Existenz, Leben im biblischen Sinn meint immer ‚Leben in Fülle‘, erfüllt mit Liebe, Glück, Frieden, Gesundheit, Heil. Im Unterschied zum vergänglichen irdischen Leben währt dieses verheißene Leben in Fülle ‚ewig‘, grenzenlos, ohne Abbruch und damit auch ohne die Furcht, dieser Zustand könnte einmal enden. Christliche Zukunftshoffnung ist immer wieder dem Grundverdacht ausgesetzt gewesen, sie sei nichts anderes als eine bloße Vertröstung der Menschen aufs Jenseits, ohne Konsequenzen und ohne gestaltende Kraft für das Hier und Jetzt. Gerade weil wir das Leben lieben, lassen wir uns die Hoffnung nicht nehmen, dass all das Gute, all das Leben und Lieben nicht in eine letzte Vergeblichkeit versinken. Wir lieben also das Leben auch nach dem Tod, denn Liebe zum Leben ist unteilbar. Weil wir das Leben vor dem Tod lieben, hoffen wir auf ein Leben nach dem Tod. Weil wir das Leben bejahen, lassen wir uns die Hoffnung auf ein ewiges Leben nicht nehmen. Verzweiflung darf nicht rational, Hoffnung nicht irrational sein“, so Bischof Scheuer in seinen einführenden Worten.
Die Wiedergabe der großen Komposition von Johannes Brahms wurde zum eindrucksvollen Erlebnis, nicht nur für die Besucherinnen und Besucher, sondern auch für die Mitwirkenden. Es gelang dem Collegium Vocale Linz und dem Orchester der Dommusik unter der Leitung des ehemaligen Domkapellmeisters Josef Habringer in beeindruckender Weise, sowohl die kraftvollen Passagen wie auch die berührenden Momente des Werkes im Dom hör- und erfahrbar zu machen und die Botschaft von Trost, Hoffnung und Zuversicht spürbar werden zu lassen.
Wesentlichen Anteil an der gelungenen Aufführung hatten auch die beiden Solisten, Ursula Langmayr im Sopran und Manfred Mitterbauer als Bassbariton, die in großer Innigkeit und zugleich Textdeutlichkeit ihre Aufgaben hervorragend bewältigten. Der lang anhaltende Applaus der Zuhörenden dankte allen Ausführenden für deren großartigen Einsatz!
Resumee: Ein Stück Himmel im Mariendom mit seiner einzigartigen und nicht ganz unproblematischen Akustik, die hier bestens bewältigt wurde.
Der Reinerlös des Konzertes kommt der Erhaltung des Mariendoms zugute. Dafür ein großes DANKESCHÖN der Initiative Pro Mariendom an alle Mitwirkenden, Besucherinnen und Besucher!