Gemäldefensterrestaurierung
Witterungseinflüsse, Abgase, Vogelkot und die Umweltverschmutzung aus fast 150 Jahren Industrialisierung – all das hat den prachtvollen Gemäldefenstern im Mariendom in den vergangenen Jahrzehnten arg zugesetzt. Bis 2030 muss daher ein Teil der Kunstwerke umfangreich restauriert werden.
Umfangreiche Arbeiten in der Glaswerkstätte Schlierbach
Die Restaurierung der Fenster wird in Zusammenarbeit mit der Glasmalerei Stift Schlierbach und unter fachlicher Begleitung des Bundesdenkmalamtes durchgeführt. Unmittelbar nach Ausbau der Bleiglasfelder wird eine Schutzverglasung aus Schlierbacher Restaurationsglas mit leicht welligem und strukturiertem Erscheinungsbild eingesetzt. Diese Schutzverglasung schützt die wertvolle Malerei zukünftig vor mechanischen Beschädigungen und Witterungseinflüssen. Eine Schwitzwasserrinne sorgt dafür, dass schädliches Kondensat nicht mehr an der hochwertigen, bemalten Innenoberfläche der historischen Scheiben, sondern an der Schutzverglasung auftritt und dort kontrolliert ablaufen kann. Vor Ort werden auch die angerosteten Sturmstangen grundiert und beschichtet.
In der Glasmalerei Stift Schlierbach werden die Glasfelder in einem ersten Schritt vorsichtig gereinigt. Danach werden gebrochene Glasteile geklebt und Teile mit Splittersprüngen farblich neu gefasst. Fehlstellen müssen mit mundgeblasenen Echtantikgläsern in passender Farbe, Struktur und Herstellungsart ersetzt werden. Auf der färbigen Seite der Felder werden gerissene Stellen an den Bleistegen, verursacht durch Sonneneinstrahlung und Eigenlast, neu verlötet und durch Patinieren farblich angeglichen. Eine für die Statik und zum Schutz der Verbleiung bedeutende Maßnahme stellt das Neuverkitten sämtlicher Bleistege mit Leinölkitt dar. Die historischen Windsprossen auf der Innenseite der Verglasung werden abgenommen, saniert und mit neuen Bleihaften wieder angebracht. Nach erfolgter Restaurierung in Schlierbach werden die Glasfelder im Mariendom rund drei bis vier Zentimeter zur neuen Schutzverglasung vorgesetzt.
Restaurierung in Etappen
Im heurigen Jahr stehen folgende drei Gemäldefenster am Arbeitsplan.
Fenster #1 Biblische Gestalten um Maria II |
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In der oberen Ebene des Fensters sind die Hauptpersonen paarweise angeordnet: links Zacharias und Elisabeth, die Eltern von Johannes, dem Täufer, in der Mitte Gideon und Judith, die symbolisch für Stärke und Entschlossenheit stehen, rechts Simeon und Ruth, ebenfalls ein Vorbild für Maria. In der unteren Zone wird König Salomo links vom Propheten Micha und rechts vom Evangelisten Johannes begleitet. Die Wappen darunter beziehen sich auf die adeligen Spender.
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Fenster #2 Christus im Schoße seiner Mutter – Grablegung
Dieses Fenster zeigt, wie der Leichnam Jesus vom Kreuz abgenommen und begraben wird. Josef von Arimatäa und Nikodemus legen den Leichnam im Beisein von Maria und Johannes ins Grab. Weiter unten wird er alttestamentarische Josef gezeigt, der von seinen Brüdern in einen Brunnen geworfen wurde. Zum anderen wird im zweiten Hauptbild in einer pietáhaften Darstellung der Beweinung Christi Raum geboten – eine sehr innige und berührende Szene. Als Vorbild darunter dargestellt ist die Trauer Adams und Evas um den toten Sohn Abel. Dieses Fenster spendeten sieben oberösterreichische Stifte zum 25-jährigen Amtsjubiläum von Bischof Rudigier. In den unteren Feldern sind deren Wappen aufgereiht: Kremsmünster, Lambach, Wilhering, Schlierbach, St. Florian, Reichersberg und Schlägl.
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Fenster #3 Geburt Jesu Christi |
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Die Hauptszene des Bildes zeigt die Heilige Familie im Stall sowie einen Engel, der den Hirten die Geburt Christi verkündet. Sein Spruchband, das abrupt abbricht und erst zwei Scheiben weiter rechts fortgeführt wird, sagt "Gloria in excelsis deo" (Ehre sei Gott in der Höhe). Das Kind in Windeln liegt auf Stroh, sein Haupt ist von einem großen Heiligenschein umgeben. Leider sind nach dem Krieg beim Wiedereinsetzen der Scheiben zwei davon vertauscht worden und damit auch die Köpfe der Hauptpersonen: Statt dem Haupte Marias ist das eines jungen Hirten abgebildet, der sich wie geblendet das Gesicht mit der Hand abschirmt und nicht auf das Kind sieht, sondern zurückblickt. Der Mann mit dem Hirtenstab dahinter ist auch nicht Josef, denn neben ihm setzt sich das Spruchband des Engels fort. Kopf und Schulter der Maria und der Oberkörper des Josef sind einem knienden Hirten aufgesetzt. Unter der Krippenszene sind der brennende Dornbusch und Propheten des Alten Testaments abgebildet, außerdem das Wappen der Stadt Linz nebst Widmung und das fälschlich eingesetzte Wappen der Sparkasse.
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Quelle: Die Glasfenster im Maria-Empfängis-Dom / Margarethe Böhm
Fotos: www.kunstverlag-peda.de