150 Tonnen Gerüstmaterial für Mariendom
150 Tonnen Gerüstmaterial für den Mariendom
Für die Sanierung des Turmhelms der größten Kirche Österreichs wird am 29. Jänner 2019 mit dem Aufbau der notwendigen Gerüstung gestartet. Dieser erfolgt in mehreren Bauabschnitten. In einem ersten Schritt wird ein Bauaufzug mit einem Stahlrohrbegleitgerüst bis auf eine Höhe von 75 Meter errichtet. Ab der Höhe von 42 Metern (das entspricht in etwa der Höhe, in welcher die Turmuhr montiert ist) wird das Basisgerüst auf allen acht Seiten des Turmes bis auf eine Höhe von 75 Metern weitergebaut. Auf diesem setzt dann das eigentliche Turmhelmgerüst auf. Mit dem Weiterbau des Turmhelmgerüstes wird ein zweiter Bauaufzug installiert, der mittels Autokran auf eine Höhe von 75 Metern gehoben werden wird. Ab dort wird über den Steinbalkon der Turmspitze mit dem Turmkreuz auf 130 Meter hochgerüstet. Insgesamt kommen rund 150 Tonnen Gerüstmaterial zum Einsatz.
„Die größte Herausforderung bei der Turmhelmsanierung und der dafür notwendigen Eingerüstung ist natürlich die Höhe, in der gearbeitet wird – nicht nur für die Steinmetzarbeiten selbst, sondern auch für den Transport sämtlicher Materialien auf bis zu 130 Meter Höhe. Vor allem die Windbelastung, die auf das Gerüst und in Folge auch auf den Turm wirkt, ist enorm. Um diese Windkräfte zu reduzieren, wird immer nur der Bereich, in dem gerade gearbeitet wird, mit einem Schutznetz versehen“, so Baumeister Alexander Raab, der als Projektleiter für Dombaumeister Wolfgang Schaffer die Bauaufsicht für die Gerüstung innehat.
Spezialstahlkonstruktion sichert Turmspitze
Die rund 15 Meter hohe Turmspitze aus Sandstein wird durch das Gerüst mit einer zusätzlichen Windkraft von 7.000 kg belastet werden. Zur Aufnahme dieser starken Belastung wird die Turmspitze durch eine Spezialstahlkonstruktion im Innenhohlraum nach unten im schweren, massiven Turmhelmteil verankert. Damit kann das fehlende Gewicht ausgeglichen und die Turmspitze für die Dauer der Sanierung stabil gesichert werden.
Der Aufbau des Gerüstes und der Baulifte soll bis Mitte April abgeschlossen sein, dann startet die eigentliche Turmhelmrenovierung. Im Zuge dieser Bauarbeiten werden vor allem das rund 3,5 Kilometer lange Fugennetz zwischen den Sandsteinblöcken saniert, Krabben (aus Stein gemeißelte Schmuckelemente) und Zierteile restauriert oder neu gefertigt, das Turmkreuz saniert und neu vergoldet und ein bestehender innerer Wartungstreppenturm erneuert. Die Arbeiten werden – mit Unterstützung externer Unternehmen – in erster Linie von der Dombauhütte Linz durchgeführt. Diese wurde erst vor wenigen Wochen von der UNESCO in das nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Die Turmhelmsanierung soll bis Ende 2021 abgeschlossen sein, das geplante Bauvolumen beträgt rund 3,9 Mio. Euro. Bauherrin ist die Bischof-Rudigier-Stiftung.
Zugang zum Mariendom uneingeschränkt möglich
Der Zugang zum Mariendom ist während der Dauer der Bauzeit uneingeschränkt möglich. Zum Schutz von PassantInnen und für die Anlieferung und Lagerung von Material und Bauteilen wird der Platz beim Turmportal in der Baumbachstraße gesperrt, für KirchenbesucherInnen wird ein Zugangstunnel errichtet.
Projekt Turmeremit: Neustart nach baustellenbedingter Pause im Dezember 2021
Im Zuge von LINZ 2009 KULTURHAUPTSTADT EUROPAS wurde Ende November 2008 im Mariendom das Projekt "Turmeremit" ins Leben gerufen. Die Nachfrage ist seit damals ungebrochen hoch, das Angebot zählt damit zu den nachhaltigsten und erfolgreichsten Projekten der Kulturhauptstadt Linz09. Seit 28. November 2008 haben insgesamt 267 Frauen und Männer im Alter von 17 bis 78 Jahren die Möglichkeit genutzt, sich als EremitIn bewusst eine Auszeit zu nehmen, innezuhalten, sich in 68 Metern Höhe in die ehemalige Türmerstube des Mariendoms zurückzuziehen und dort eine Woche in Stille zu verbringen.
Eine von ihnen ist Ursula Wiesinger, die am vergangenen Freitag, 25. Jänner 2019, für eine Woche die Eremitenstube bezogen hat. Die Linzerin, die seit einigen Jahren das Projekt als spirituelle Begleiterin unterstützt: „Ich durfte in den vergangenen Jahren immer wieder beobachten, wie positiv diese Auszeit im Turm auf die wMenschen wirkt. Sie sind ruhiger, ausgeglichener, klarer und dankbar. Das hat mich neugierig gemacht, einmal die Seite zu wechseln und selbst Eremitin zu sein. Ich möchte in diesen Tagen die Einflüsse von außen stark reduzieren und – wie Rilke es nannte – an die Welt denken, die ich in mir trage.“ Bestimmte Erwartungen an die kommenden Tage im Turm hat Ursula Wiesinger keine. „Ich lasse mich überraschen, wie es ist, einfach einmal mit mir alleine zu sein und viel Zeit zu haben.“
Die Eremitenstube wurde im 2. Weltkrieg eingebaut und wahrscheinlich als Beobachtungsposten genutzt, um etwaige Bombentreffer schneller lokalisieren zu können und Hilfe zu koordinieren. Mit Ende des Krieges geriet auch das Zimmer am Turm in Vergessenheit. Für das Projekt „Turmeremit“ wurde ihm neues Leben eingehaucht. Ausgestattet ist die 8 m2große Stube mit Toilette, Waschbecken, Kochnische, einem Bett und einer kleinen Handbibliothek. Interessierten bietet ein neues, maßstabsgetreues Modell mit Sichtfenstern Einblicke in die Eremitenstube. Installiert wurde dieses im Kirchenraum im Erdgeschoß des Mariendoms.
Mit dem Beginn der Turmhelmsanierung geht das sehr erfolgreiche Projekt in eine baustellenbedingte Pause und startet mit Dezember 2021 wieder los.
Zum Download:
Fotos (c) Diözese Linz, Appenzeller
Mariendom_04: Domhüttenmeister Gerhard Fraundorfer (links) und Baumeister Alexander Raab
Mariendom_05: Turmeremitin Ursula Wiesinger
Rückfragen:
Martina Noll, Marketing/Öffentlichkeitsarbeit
Tel 0676.87768801
Email: martina.noll@dioezese-linz.at