Abschluss der Turmhelmsanierung mit feierlicher Einbringung der Zeitkapsel
Nach mehr als zwei Jahren intensiver Arbeit in luftiger Höhe kann das Projekt der Turmhelmsanierung als erster und wichtigster Schritt einer Reihe umfangreicher Maßnahmen am Mariendom im Herbst 2021 erfolgreich abgeschlossen werden. Am 5. Oktober 2021 – am Tag genau 120 Jahre nach der ersten Einbringung der Zeitkapsel – wurde diese wieder in die Turmkreuzkugel in rund 130 Meter Höhe eingelegt.
Dabei wurden vier Kupfer-Kartuschen von Bischof Manfred Scheuer persönlich auf den obersten Steinbalkon des Mariendoms gebracht und dort an Andreas Mayerl, Kletterer und Spezialist für gerüstlose Spengler- und Vergolderarbeiten, übergeben. Dieser überwand gesichert die letzten 20 Höhenmeter und legte die Zeitkapseln in die goldene Kugel unterhalb des Turmkreuzes ein.
Bischof Manfred Scheuer nahm die Feier zum Anlass, um sich vor allem beim Team der Dombauhütte, aber auch bei allen Sponsoren sowie Spenderinnen und Spendern zu bedanken. „Schon bei der Grundsteinlegung hat Bischof Rudigier damals auf die Unterstützung der breiten Bevölkerung gesetzt und dazu den Dombauverein gegründet, der zu seinen besten Zeiten mehr als 100.000 Mitglieder hatte. Der kleinstmögliche Beitrag war ein Kreuzer und wurde Marienpfennig genannt. Diese Marienpfennige ließen das Bauwerk Steinreihe um Steinreihe in die Höhe wachsen und so haben viele kleine Spenden den Dombau maßgeblich mitgetragen“, so Bischof Scheuer. „Und auch heute ist uns wichtig, dass der Dom nicht etwas ist, das die Leute von außen betrachten, sondern dass da so etwas wie eine lebendige, innere Beziehung besteht“.
Historische Inhalte ergänzt um aktuelle und zeittypische Dokumente
In zwei der vier Kartuschen befanden sich die historischen Inhalte, die am Tag genau 120 Jahre vorher, am 5. Oktober 1901, in der Turmkreuzkugel verwahrt worden waren und 2019 anlässlich des Startschusses zur Turmhelmsanierung erstmals aus der Turmkreuzkugel geborgen wurden. Neben einer Pergamenturkunde, verfasst vom damaligen Bischof Franz Maria Doppelbauer, fanden sich dabei folgende Inhalte: Teilchen des Hl. Kreuzes, „Agnus Dei“ (päpstlich geweihtes Wachsstück mit Asche von Märtyrern), Knochenreliquien der Heiligen Paulus, Cyprian, Laurentius, Franz von Assisi, Paulus vom Kreuze, der hl. Jungfrauen Theresia und Clara sowie der hl. Witwe Monika und einige kleine geweihte Medaillen. Weiters befanden sich im Inneren der Kartusche eine Ausgabe des „Linzer Volksblattes“ und der „Katholischen Blätter“, das letzte Heft der Dombauzeitschrift „Ave Maria“ und eine Ansichtskarte vom Turmkreuz.
Nun, 120 Jahre später, wurden diese Inhalte mit aktuellen Zeitdokumenten ergänzt. Neben chronikalischen und tagesaktuellen Dokumenten, wie zum Beispiel Tageszeitungen und anderen Druckwerken, wurden auch Urkunden, die Zeugnis geben von der Entwicklung und aktuellen Situation der Diözese Linz, in der Kapsel verwahrt. Auch zeittypische Gegenstände wie eine FFP2-Maske, die auf die Corona-Pandemie hinweist, oder Medaillen, die im diözesanen Bereich eine wichtige Rolle spielen, sollen nachfolgende Generationen einen Einblick in die heutige Zeit erlauben. Eine besondere Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt die Beigabe eines verkleinerten 3D-Drucks der Heiligen Familie aus der Krippe im Dom, die aktuell einer umfangreichen Restaurierung unterzogen wird und ab Dezember im Mariendom wieder besucht und besichtigt werden kann. Für immer in der Turmkreuzkugel verewigt sind auch die Namen der Turmpatinnen und Turmpaten, die durch Übernahme von Patenschaften für ausgewählte Turmsteine die Turmhelmsanierung ganz wesentlich unterstützt haben.
Mag. Klaus Birngruber, Leiter des Diözesanarchivs, erklärte, dass der Brauch, Schriftstücke und Dokumente in Turmkugeln einzuschließen, relativ alt sei. „In Oberösterreich gehen die Beispiele bis ins 17. Jahrhundert zurück. Begleitet werden die Urkunden oft von Beigaben, die – ähnlich den Schriftstücken – vergangene und gegenwärtige Zeitverhältnisse dokumentieren oder illustrieren sollen. Ergänzt werden die Inhalte oft durch Beigabe von religiösen Objekten wie geweihten Medaillen.“ In vielen Zeitkapseln sind auch Reliquien von Heiligen zu finden. Dazu Mag.a Judith Wimmer vom Kunstreferat der Diözese Linz: „Durch diese erhoffte man sich Schutz und Hilfe für das Gotteshaus und die Gläubigen. Sie sollten einen besonderen Segen verleihen und vor Krankheiten, Naturkatastrophen, Stürmen, Feuer, usw. schützen.“
Turmhelmsanierung als erster großer Meilenstein
In den vergangenen zwei Jahren wurde der Turmhelm des Mariendoms ab einer Höhe von 65 Metern umfangreich saniert; gestartet wurde mit der Renovierung der Turmspitze und des Turmkreuzes. Im Zuge der weiteren Arbeiten wurden vor allem das rund 3,5 Kilometer lange Fugennetz zwischen den Sandsteinblöcken saniert sowie aus Stein gemeißelte Zierteile restauriert oder neu gefertigt. Die gesamte Steinoberfläche des Turmhelms wurde gereinigt und der obere Turmspitz bis unter den Steinbalkon entsalzt. Die Arbeiten wurden – mit Unterstützung externer Unternehmen – von der Dombauhütte Linz unter der Leitung von Dombaumeister DI Wolfgang Schaffer und Domhüttenmeister Gerhard Fraundorfer durchgeführt. Die Kosten für das Projekt betrugen rund 3,5 Mio. Euro.
Mit der Turmhelmsanierung wurde der erste und wichtigste Schritt einer Reihe umfangreicher Maßnahmen am Mariendom erfolgreich abgeschlossen. Ein weiteres großes Projekt betrifft die Restaurierung eines Großteils der mehr als hundert wertvollen Gemäldefenster im Mariendom. Diese weisen zahlreiche Beschädigungen – zum Teil durch Granatsplitter im Zweiten Weltkrieg – auf. Vor allem Witterungseinflüsse, Abgase, Vogelkot und die Umweltverschmutzung aus fast 150 Jahren Industrialisierung, aber auch Rückstände von Rost auf der Glasoberfläche haben den Fenstern im Laufe der Zeit zugesetzt. Im Zuge eines Zehn-Jahres-Programmes werden diese 29 reparaturbedürftigen, westseitigen Gemäldefenster bis 2030 restauriert. Den Anfang machten 2021 die Fenster „Stift Wilhering“, „Stift St. Florian“ und „Sendung des Heiligen Geistes“, im kommenden Jahr werden drei Fenster im Hochchor des Mariendoms folgen.
Im Außenbereich des Mariendoms steht von Frühling bis Herbst 2022 die Sanierung des Nordwest-Turmstrebepfeilers im Bereich der oberen Glockenstube am Programm. An diesem stark verwitterten Teil auf der achteckigen Turmbasis müssen Fugen und Steinoberfläche von Moos und Algen gereinigt und behandelt werden. Die teilweise brüchigen Tuffsteinbrüstungen in diesem Bereich werden ebenfalls durch neue Sandsteinbrüstungsteile ersetzt.
Mozart Requiem: Benefizkonzert der Dommusik am 13. November 2021
Mit einem Benefizkonzert unterstützt die Dommusik die Erhaltung des Linzer Mariendoms. Die Vertonung der liturgischen Texte für das Requiem durch Wolfgang Amadeus Mozart zählt zu den bedeutendsten und meistgespielten Werken der Kirchenmusik. Das durch den frühen Tod Mozarts unvollendete Werk wurde verschiedentlich ergänzt. An diesem Abend wird die von Franz X. Süßmayr, einem aus Schwanenstadt stammenden Komponisten, fertiggestellte Version präsentiert.
Unter der Leitung von Josef Habringer wirken der Domchor, das Orchester sowie die Solisten der Dommusik, das Collegium Vocale Linz sowie Domorganist Wolfgang Kreuzhuber mit.
Der Reinerlös des Konzertes kommt der Renovierung und Erhaltung des Mariendoms zugute. Alle Infos auf www.promariendom.at
Rückfragen: Martina NOLL, 0676/87768801
Fotos zum Download
Zu den Fotos:
Foto_01: Bischof Dr. Manfred Scheuer und LH a.D. Dr. Josef Pühringer mit den Zeitkapseln / © Mariendom Linz
Foto_02: Die vier Zeitkapseln wurden in die Turmkreuzkugel eingebracht / © Mariendom Linz
Fotos_03 bis 05: Andreas Mayerl, Kletterer und Experte für gerüstlose Spengler- und Vergolderarbeiten, beim Einlegen der Kapseln in luftiger Höhe / © Mariendom Linz
Foto_06 bis 08: Sorgfältig wurden die vier Kupfer-Kartuschen gepackt / © Judith Wimmer bzw. Diözesanarchiv/DAL (siehe Fotobezeichnung)
Foto_09: Diese historische Urkunde wurde 2019 bei der ersten Öffnung der Zeitkapsel geborgen / © Judith Wimmer
Foto_10: FachexpertInnen beim Packen der Zeitkapseln: Mag Judith Wimmer (Kunstreferat Diözese Linz) und Mag. Klaus Birngruber, Leiter des Diözesanarchivs / Diözesanarchiv/DAL)