Michael Hager ab 1. Jänner 2023 neuer Dombaumeister des Mariendoms
DI Michael Hager wird per 1. Jänner 2023 neuer Dombaumeister des Linzer Mariendoms. Der 42-Jährige folgt in dieser Funktion DI Wolfgang Schaffer nach, der seit 2005 Dombaumeister ist und mit Jahreswechsel in Pension geht. Bei einem Pressegespräch am 2. November vormittags wurde der designierte Dombaumeister offiziell vorgestellt.
Michael Hager führt seit elf Jahren gemeinsam mit seiner Frau das Architekturbüro Moser und Hager Architekten ZT GmbH in Linz und Neuhofen/Krems. Der Schwerpunkt liegt im Um- und Weiterbau bestehender Bausubstanzen und der Auseinandersetzung mit historischen Bauten. Die Arbeitsweise ist dabei vom Gedanken getragen, Baugeschichte im Sinne einer gelebten baukulturellen Verantwortung weiter- und nicht umzuschreiben. „Dabei geht es mir vor allem darum, die Vielfältigkeit und das gesellschaftliche und soziale Potential von historischen Beständen zu zeigen und vor den Vorhang zu holen“, so Hager. „Der Begriff der Kontinuität ist dabei ganz wesentlich, der Blick auf die Vergangenheit, verbunden mit der Perspektive in die Zukunft.“
Das Interesse und die praktische Auseinandersetzung mit Sakralarchitektur reicht in Michael Hagers Lebenslauf weit zurück. Als Mitarbeiter eines Linzer Architekturbüros betreute er unter anderem das Projekt „Treffpunkt Mensch und Arbeit – Seelsorgezentrum Voest“. Dabei gab es begleitend einen umfangreichen und intensiven Austausch mit der Pfarrbevölkerung zu Themen der Nutzung, Ausstattung, Bespielung des Gebäudes und vor allem des Feierraumes. „Das war für mich eine sehr wertvolle Erfahrung und ein schönes Beispiel, wie die Menschen im Sinne einer lebendigen Pfarrgemeinde miteinbezogen werden“, erklärt Hager. Die Aufgabe des Dombaumeisters sei für ihn besonders reizvoll, weil „der Mariendom so vielfältig ist. Er ist natürlich in erster Linie ein Ort der Liturgie, aber eben nicht nur. Der Dom ist ein Ort der inneren Einkehr, ein Geistes- und Gedankenraum, ein Kunst- und Kulturraum, ein Vermittlungsraum und ein Ort des intensiven Austausches. Diese spannende Schnittstelle macht die Aufgabe so besonders“, freut er sich auf die Herausforderung.
Neuer Dombaumeister des Mariendoms ab Jänner 2023: Architekt Michael Hager
Verantwortungsvoller Umgang mit historischer Bausubstanz
Für seine Arbeiten erhielt der designierte Dombaumeister mehrmals Auszeichnungen, zuletzt im Herbst 2021 den ICOMOS Best Practice Award durch das österreichische Nationalkomitee des internationalen Rates für Denkmalpflege. Neben der planerischen Tätigkeit und bauleiterischen Umsetzung seiner Projekte liegt Michael Hager insbesondere die Baukulturvermittlung am Herzen. Im Rahmen von Workshops, Vorträgen und Ausstellungsbeteiligungen vermittelt er Wissen rund um den verantwortungsvollen Umgang mit historischer Bausubstanz. Diesem Anliegen möchte er sich auch im Rahmen seiner Tätigkeit als Dombaumeister verstärkt widmen und Interessierte – auch Schülerinnen und Schüler sowie Studierende – für Baukultur begeistern. „Hier sehe ich auch eine spannende Verbindung in der Ausübung der konservatorischen und denkmalpflegerischen Tätigkeit des Dombaumeisters und einem intensiven Austausch mit Lehreinrichtungen. Der Dom kann hier ein Ermöglichungsort sein, der einen kreativen Raum aufspannt.“ Eine besondere Gelegenheit dazu biete das Jubiläumsjahr 2024, in welchem der Mariendom 100 Jahre Domweihe feiert.
Als Dombaumeister ist Michael Hager gemeinsam mit Domhüttenmeister Gerhard Fraundorfer und seinem Team für die Erhaltung und Ausstattung des Mariendoms verantwortlich. „Der Mariendom hat als einer der ganz wenigen Dome in Europa eine eigene Dombauhütte, das ist eine absolute Besonderheit, vor allem, weil die europäischen Dombauhütten ja seit letztem Jahr sogar UNESCO Immaterielles Weltkulturerbe sind. Dadurch wird das Handwerk bei meiner Aufgabe einen enorm hohen Stellenwert haben, und dieses Handwerk möchte ich ganz bewusst sichtbar machen. Eine Baustelle nicht als Verletzung oder Wunde zu sehen, sondern – ganz im Gegenteil – als Kommunikationsfläche, die etwas zeigt und erzählt, das wird eine spannende Herausforderung“, so der designierte Dombaumeister.
Zu seinem Aufgabenbereich zählen insbesondere die Planung der erforderlichen Erhaltungs- und Sanierungsarbeiten, die Aufsicht über die Ausführung dieser Arbeiten sowie die Repräsentation des Mariendoms in architektonischen und kunsthistorischen Fragen.
Dombaumeister Wolfgang Schaffer und sein Nachfolger Michael Hager
Altarraumneugestaltung und Turmhelmsanierung als wichtige Meilensteine
Wolfgang Schaffer, seit 2005 Dombaumeister, tritt per Ende 2022 seinen wohlverdienten Ruhestand an. Als wichtigste Meilensteine in den vergangenen 17 Jahren sieht der 69-Jährige neben der erst 2021 fertiggestellten Turmhelmsanierung vor allem die Neugestaltung des Altarraumes im Jahr 2017. „Das Spannende an diesem Jahrhundertprojekt war es, die Anforderungen der Liturgie mit den baulichen Maßnahmen in Einklang zu bringen und Kunst und Architektur zu verbinden“, so Wolfgang Schaffer.
Eines der ersten größeren Projekte von Wolfgang Schaffer war 2009 die Errichtung der Eremitenstube für das Kulturhauptstadtjahr. „Auf Initiative von Hubert Nitsch, Leiter des Kunstreferates der Diözese Linz, haben wir damals in 65 Meter Höhe eine Infrastruktur geschaffen, in die sich Interessierte jeweils für eine Woche zurückziehen können. Dieses Projekt, und darauf sind wir sehr stolz, ist über die Grenzen hinaus bekannt und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit.“ Ein sehr spannendes Projekt war für Dombaumeister Schaffer auch die Restaurierung und in Folge Digitalisierung der wertvollen Krippe im Dom. „Durch diese neuen Technologien kann die Krippe nicht nur für die Zukunft dokumentiert und als theologisches, kultur- und kunsthistorisches Kulturgut gesichert werden, sondern bietet uns auch die einzigartige Möglichkeit, den Menschen die Geschichte der Figuren zugänglich und erlebbar zu machen.“
Projekte, die Schaffer mit Jahresende an seinen Nachfolger übergibt, sind die 2021 begonnene Restaurierung der Gemäldefenster sowie die Restaurierung der Altäre und Mosaike im Kapellenkranz, dem ältesten Teil des Mariendoms. Die Dombauhütte arbeitet noch bis Ende 2023 intensiv an den Strebepfeilern an der Turmbasis. „Wir haben den Mariendom von unseren Vorgängern bekommen und unsere Aufgabe ist es, auf ihn aufzupassen und ihn wieder gut an die nächste Generation weiterzugeben“, fasst Wolfgang Schaffer seine Aufgabe als Dombaumeister zusammen.
Wichtiger Ort der Liturgie und Zentrum für Begegnung
Am Beispiel der Altarraumneugestaltung macht Dompfarrer Dr. Maximilian Strasser deutlich, wie wesentlich die Rolle des Dombaumeisters auch für die Liturgie ist. „Hier erleben wir, wie wichtig es für das Feiern ist, wie der Raum ausschaut und wie wir mit dem Raum umgehen. Es fasziniert mich, wie es den Architekten im Zusammenspiel mit dem Künstler gelungen ist, in die längsorientierte Wegkirche einen Zentralraum einzubauen. Die Mitte des Doms ist frei und dort spiegeln sich für mich zwei Dinge: die letztliche Unanschaulichkeit Gottes und dessen, was wir dort feiern und zugleich die Offenheit des Menschen für das, was wir dort begehen. Das war in der Entwicklung des neuen Altarraumes durchaus prägend“, so der Dompfarrer.
Von links: Bischofsvikar & Domkustos Johann Hintermaier, Wolfgang Schaffer, Michael Hager sowie Dompfarrer Maximilian Strasser / alle Fotos: Diözese Linz, Johannes Kienberger
Auch Bischofsvikar und Domkustos Dr. Johann Hintermaier betont die Wichtigkeit der Rolle des Dombaumeistes. „Als der Dom vor rund 160 Jahren gebaut wurde, war das ein Statement und eine Botschaft. Es war sehr mutig, in der damaligen Zeit eine so große Kathedrale zu bauen. Und diesen Mut wünsche ich auch dem neuen Dombaumeister“. Es gehe um eine zukunftsorientierte und sorgsame Pflege des Bauwerkes mit dem Hintergrund, den Dom nicht zu bearbeiten, sondern mit dem Dom zu arbeiten, mit ihm zu leben und mit ihm die Sakramente zu feiern. „Der Dom ist ein Ort für die Begegnung zwischen Gott und Mensch, ein Ort, der gut tut, wo Menschen hineingehen und sich einfach ein Stück fallen lassen können. Er ist ein Ort der Begegnung für die Pfarre, für die Stadt und für das Land und das hängt auch ganz stark mit den architektonischen Maßnahmen zusammen“, so Hintermaier.
Rückfragen:
Martina Noll, Tel 0676.87768801, martina.noll@dioezese-linz.at
Pressetext als pdf zum Download
Pressefotos zm Download / (c) Diözese Linz, Johannes Kienberger
Fotos 01, 02 und 03: Dombaumeister Wolfgang Schaffer mit seinem Nachfolger Michael Hager
Fotos 04 und 05: Dombaumeister ab Jänner 2023: Michael Hager
Foto 06: von links: Bischofsvikar Johann Hintermaier, Dombaumeister Wolfgang Schaffer, sein Nachfolger Michael Hager, Dompfarrer Maimiilian Strasser