Neue Farbenpracht für historische Wandmosaike im Mariendom
Schon im Vorjahr wurden die Marmoraltäre, Altaraufbauten aus Kalk- und Sandstein und die bis zu 12 Meter hoch reichenden Glas-Wandmosaike im ältesten Teil des Mariendoms von Diplom-Restauratorin Susanne Beseler auf ihren Zustand und Verschmutzungsgrad hin untersucht.
Die Befundung hat ergeben, dass der Gesamtzustand der Altäre und Mosaike allgemein gut ist und das Schadensbild vor allem auf den massiven und augenscheinlichen Verschmutzungsgrad zurückzuführen ist. Insbesondere die Mosaike – in ihrer Dimension und ursprünglichen Farbenpracht gleichwertig mit den historischen Gemäldefenstern – wirken im Kapellenkranz bereichsweise nur mehr wie dunkle Schatten. Eine umfassende Reinigung soll vor allem die farbliche Brillanz der Bilder wieder zum Vorschein bringen. Auf Basis der Ergebnisse dieser Analyse wurde in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt das detaillierte Restaurierkonzept festgelegt, das nun die Grundlage für die Arbeit an den Kunstwerken bildet. Begonnen wird mit der Kapelle „Königin der Jungfrauen“ im rechten Teil des Kapellenkranzes. In dieser befindet sich über dem Altar ein prachtvolles Mosaikbild, welches 1911 eingesetzt wurde und das Gleichnis Jesu von den fünf klugen und den fünf törichten Jungfrauen darstellt. In einem ersten Schritt werden das rund 8,50 Meter hohe Mosaik und der umliegende Steinrahmen trocken vorgereinigt. Anschließend wird das Bild abgeklebt und mit der Reinigung der Raumschale durch die Steinmetze der Dombauhütte begonnen. Erst danach wird das Mosaik einer Feuchtreinigung unterzogen.
(c) Diözese Linz/Kienberger
Schon bei der Zustandsanalyse im Frühling 2022 zeigte sich Restauratorin Susanne Beseler von der Ausgestaltung von Votivkapelle und Kapellenkranz als Gesamtkonzept beeindruckt. „Wenn man den Kapellenkranz betrachtet, dann wird schnell deutlich, dass es sich hier um ein wirkliches Gesamtkunstwerk handelt, welches ja in einem geschlossenen Zeitraum entstanden ist und auch von Grund auf so konzipiert war. Vor allem bei der Betrachtung der vielen Details erschließt sich, dass die unterschiedlichen Ausstattungselemente – ob Natursteinaltar, Glasmosaik oder auch Fenster – immer aufeinander Bezug nehmen, nicht nur inhaltlich-ikonographisch, sondern auch gestalterisch. So wiederholen sich beispielsweise die Architekturdetails der Altäre auch in den Gemäldefenstern und Mosaiken.“ Die Herausforderung bei der aktuellen Restaurierung sei es daher auch, auf dieses Zusammenspiel Rücksicht zu nehmen. „Da die einzelnen Objekte wie Altar, Mosaikbild, Gemäldefenster nicht für sich alleine stehen, sondern korrespondieren und teilweise ineinandergreifen und gemeinsam mit der Steinumgebung eine harmonische Einheit bilden, ist es wichtig, dass die konservatorisch-restauratorischen Maßnahmen gut aufeinander abgestimmt sind“, so die Expertin für Stein- und Architekturoberflächen. „Mit dem Restaurierergebnis dieser ersten Kapelle erstellen wir quasi eine Vorgabe, die auch in den weiteren Bereichen umsetzbar sein muss.“ Die notwendigen Arbeiten werden in den kommenden Wochen in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführt.
Aufgrund der Dimensionen arbeiten Susanne Beseler und auch die Steinmetze der Dombauhütte auf einem Gerüst, welches bis unter das Deckengewölbe in der Kapelle reicht.