Ein Blick in die Geschichte des Dombaus
Die Grundsteinlegung für den Mariendom erfolgte am 1. Mai 1862 auf Veranlassung des damaligen Linzer Bischofs Franz Joseph Rudigier. Der Sakralbau sollte die überragende Marienverehrung in Oberösterreich dokumentieren und verewigen. Mit dem Entwurf und den anschließenden Ausführungsplanungen wurde der Kölner Dombaumeister Vincenz Statz beauftragt.
Entworfen 1859 als neugotisches Bauwerk wurde der Mariendom ganz im Stil der französischen Hochgotik errichtet. Große Ähnlichkeit in der Planung ist auch mit der gotischen Abteikirche der Zisterzienser in Altenberg bei Köln festzustellen. Statz hatte damals den Restaurierungsauftrag dieser Kirche übernommen. Die dort vorhandenen Stilelemente, vor allem der Rundsäulen im Langschiff und des Kapellenkranzes außen, könnten Inspiration für den Linzer Domentwurf gewesen sein. Die damalige Baustilauffassung von Statz war, dass keine Kopien der mittelalterlichen Bauten, sondern „die gotische Form im Sinne der Alten … weiterentwickelt„ werden sollte. Das hieß auch, dass Gewölbe aus Stein und Ziegel und nicht aus Holz oder Eisen und Stuck, wie damals im Historismus üblich, errichtet werden sollten.
Gebaut wurde der Mariendom in vier Schritten:
1862-1869 / Bau der Krypta und Votivkapelle
Zuerst wurden die Fundamente des Doms gelegt und die Erde für den Unterbau der Kirche ausgehoben. Am 1. Mai 1862 fand die feierliche Grundsteinlegung statt und der offizielle Dombau begann. Der Grundstein befindet sich in der Krypta an der Wand direkt hinter dem Altar und dem Taufbecken. Eine Tafel mit lateinischer Aufschrift weist auf ihn hin. Die Votivkapelle wurde am 29. September 1869 von Bischof Rudigier eingeweiht. Anton Bruckner komponierte hierfür die berühmte e-Moll-Messe. Anschließend wurde die Votivkapelle mit einer provisorischen Wand abgeschlossen und als gottesdienstlicher Feierraum genutzt.
1870-1885 / Bau des Presbyteriums
Nach der Fertigstellung der Votivkapelle und der Seitenkapellen folgten der Bau der Sakristeien, die sich auf zwei Seiten am Rande des Kapellenkranzes befinden, und der Weiterbau bis zum Querschiff. Auch dieser Bereich wurde mit einer Wand abgeschlossen, sodass sich der Kirchen- und Feierraum zunehmend vergrößerte.
1886-1901 / Bau des Turms
Erst 1886 wurde mit dem Turmbau begonnen. Der Anblick der Baustelle zu dieser Zeit ließ zwei voneinander getrennte Gebäudeteile aufscheinen. Der südliche Teil, mit der Votivkapelle und dem Presbyterium, stand dem nördlichen Gebäudeteil, dem Turm, unverbunden gegenüber. Diese Bautaktik sollte verhindern, dass beim Bau des Doms von den Ursprungsplänen von Vincenz Statz abgewichen oder der Dom insgesamt oder der Turm beispielsweise aus Geldmangel verkleinert werden konnte. Zwei getrennte Gebäudeteile mussten früher oder später verbunden werden. Mittels dieser Bautaktik wurden willkürliche Abweichungen umgangen. 1902 wurden nach der feierlichen Glockenweihe unter Bischof Doppelbauer die sieben Glocken in den Turm transportiert.
1902-1924 / Bau des Querschiffs und Langhauses
Ab 1902 wurden die getrennten Gebäudeteile miteinander verbunden. Am 29. April 1924 fand die feierliche Domweihe unter Bischof Johannes Maria Gföllner statt.
Übrigens: Der Mariendom ist die größte Kirche Österreichs. Sein Turm musste jedoch - aufgrund einer kaiserlichen Verordnung - um rund zwei Meter niedriger als der Stephansdoms in Wien gebaut werden.
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