Dombauhütte mit langjähriger Tradition
Sie wurde mit Baubeginn des Doms im Mai 1862 eingerichtet. In der Dombauhütte waren die Steinmetze mit der Herstellung von Steinbauteilen für den Dombau beschäftigt. Das dazu notwendige Sandsteinmaterial wurde zum Großteil aus einem im Eigentum des Dombauvereins stehenden Steinbruch in Altlengbach (NÖ) herangeschafft und in Linz weiterverarbeitet. Mit den für die damalige Zeit modernsten bautechnischen Methoden wurde zwischen 1862 und 1924 am Dombau gearbeitet. Dabei wurden rund 106.000 Steine verarbeitet, fast 27.000 für den Bau des 132 Meter hohen Turms. Heute wird der farblich passende Sandstein aus dem Raum Polen und Dresden verwendet. Seit 2005 ist Arch.Dipl.Ing. Wolfgang Schaffer als Dombaumeister in der 6. Generation seit Gründung der Dombauhütte tätig. Bei ihm liegt die technische Verantwortung für die Instandhaltung und Ausstattung des Mariendoms.
Moderne Technologien unterstützen traditionelle Bearbeitungstechnik
Heute ist die Erhaltung der denkmalgeschützten Bausubstanz und daher auch die ständige Beobachtung und Dokumentation des Schadensverlaufes der Steinarchitektur die vordringlichste Aufgabe der Dombauhütte. Dazu wurden auch die rund 2.800 vorhandenen Originalpläne des Mariendoms vollständig digitalisiert. Ziel aller Maßnahmen ist es, der Nachwelt möglichst viel Originalsubstanz zu bewahren. Moderne technologische Verfahren unterstützen bei den Wartungs-, Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten die traditionellen Steinmetztechniken. Risse in den Steinbauteilen werden mit Spezialmörtel verschlossen, schädliche Krusten auf den Steinen mittels Niederdruckstrahlverfahren schonend entfernt. Die Füllung von Hohlräumen hinter der erhaltenen Steinoberfläche mit Mikromörteln kann diese für viele Jahre erhalten helfen, die Verklebung von Rissen macht Steine wieder statisch belastbar und verhindert das Eindringen von Wasser. Steinteile, die wegen ihres schlechten Zustandes nicht mehr erhalten werden können, werden von den Steinmetzen in bildhauerischer Arbeit bis zur Farbretuschierung rekonstruiert. Dadurch gewährleistet die Dombauhütte die Pflege und Erhaltung sowie Weiterentwicklung der traditionellen Steinmetztechniken.
Unter der Leitung von Domhüttenmeister Gerhard Fraundorfer arbeiten permanent drei Steinmetze in der Linzer Dombauhütte, darunter auch ein syrischer Flüchtling, der derzeit eine Lehre absolviert. Mit den rund 4.000 Arbeitsstunden pro Jahr würde es 40 Jahre dauern, bis man mit den Erhaltungs- und Sanierungsarbeiten einmal um den gesamten Dom herumgekommen ist.
Dombauhütten als immaterielles Weltkulturerbe
Die Linzer Dombauhütte ist eine von rund 15 europäischen Dom- und Münsterbauhütten, neben Wien, Köln oder Strassburg. Aktuell gibt es Bestrebungen der Europäischen Vereinigung der Dombaumeister, das Handwerk der Dombauhütten von der Unesco als immaterielles Weltkulturerbe anerkennen zu lassen.
Mehr Impressionen aus der Dombauhütte gibt es hier!